The future is equal

– und für uns jeder Tag Weltfrauentag

 

Deswegen geben wir das Wort heute an eine der vielen tollen Frauen in unserem Team und bieten eine Plattform: Plattitüden wie toll der Weltfrauentag ist, reichen uns nicht. Wir lassen am besten jemanden sprechen, die etwas zu sagen hat. Und die Situation kennt. Ramek hat das Wort. Und hoffentlich eure Aufmerksamkeit.

 

Heute, am 08. März, jährt sich der Weltfrauentag wieder – seit ein paar Jahren auch als Internationaler Kampftag der Frauen bezeichnet – und das mit Recht. Denn wir brauchen und wollen kein Parfum und keine Rosen von irgendwelchen Männern geschenkt bekommen, wir wollen in die Öffentlichkeit gehen und unsere gemeinsame Stimme noch lauter machen. Ich bin eine dieser Frauen, aber an meiner Seite stehen viele, auch hier in unserem Team von merkenschoenberg.

merkenschoenberg ramek
In den letzten 200 Jahren hat sich vieles getan, auch in Deutschland. Doch der Kampf um die Rechte der Frauen ist noch nicht vorbei und hat einiges auf der Agenda stehen: Der Gender Pay Gap, Sexismus und das damit verbundene Gesellschafts- und Rollenverhältnis oder Frauenanteile in Führungspositionen sind nur ein paar Themen, die auch 2022 noch eine Rolle spielen und diskutiert werden müssen. Frauen haben bis dato viel Unterdrückung und Benachteiligung erlebt. Auch jetzt haben wir an den meisten Orten der Welt weniger Rechte als Männer und müssen uns rechtfertigen für unser Dasein, oftmals in Ländern, in denen Religion eine große Rolle spielt. Kaum zu glauben, dass beispielsweise in Indien Frauen noch immer Zwangsheirat erleben, sie in den religiösen Haushalten Saudi Arabiens als Eigentum des Mannes gewertet werden und Frau sich in der persischen Öffentlichkeit mit Kopftüchern und Mänteln verhüllen muss. Gleichzeitig erleben wir in Deutschland die Freiheit, uns so zu kleiden wie wir wollen, sagen zu dürfen, wonach uns ist, Geschlechter zunehmend fluid betrachtet werden und die Frauenquote schon lange Thema bei uns ist. Klingt doch nach totaler Gleichberechtigung, oder? Vermeintlich. Denn Unterordnung fängt nicht erst bei der Hand des Mannes an, die sich gewaltvoll erhebt, sondern hier an Ort und Stelle – dort, wo wir nachts immer noch mit Schlüssel in der Hand und aufmerksamen Blicken nach dem Clubbesuch nach Hause laufen; wo wir unsere Outfits hinterfragen und zeitgleich gefallen wollen; wo wir im Job immer noch sexistischen Sprüchen ausgesetzt sind, die an Diffamierung grenzen und unser Erfolg härter zu erkämpfen ist als der von Männern.

42 Millionen Frauen in Deutschland – eine Million mehr als Männer … und trotzdem in der Unterzahl

Deswegen gehen wir jedes Jahr auf die Straßen, kämpfen für unser Geschlecht, wie es unsere Vorgängerinnen für uns getan und uns den Weg für eine vermehrt pluralistische Gesellschaft geebnet haben. Derzeit leben rund 42 Millionen Frauen in Deutschland, das sind knapp eine Million mehr als Männer. Und trotzdem fühlen wir uns im Alltag oft in der Unterzahl. Genau das ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist, zumindest an einem Tag im Jahr breit gestreut zu sehen: „Ich bin nicht allein. Ich bin nicht allein damit, meine selbstbestimmte Existenz jedes Mal aufs Neue begründen zu müssen. Da sind noch so viele andere Frauen, die mit den selben Problemen strugglen wie ich.“ Irgendwer Schlaues hat mal gesagt, kollektiv ginge alles besser – wie wahr. Frauen gehören in den Vordergrund gerückt, genau wie Männer. Seite an Seite. In der Vergangenheit gab es es so viele Frauen, die mit ihrer Tatkraft ein Stück Welt verändert haben, doch sie verblassen im Schatten der männlichen Pole-Position. Weil sie unterschätzt werden. Deshalb ist es unsere Aufgabe, den Kampf weiter zu tragen, nicht nur am 08. März, sondern auch an allen anderen 364 Tagen im Jahr, gemeinsam. Bewegungen wie #MeToo zeigen, wie erfolgreich wir damit fahren, wenn wir uns zusammen füreinander stark machen; eben kollektiv, so wie es der weise Spruch vorhersagt.
Denn männliche Unterdrückung ist in der Tat ein riesengroßes Problem, häusliche Gewalt spielt dabei eine immense Rolle: Gewalt, die zuhause in den Familien stattfindet. In neun von zehn Fällen ist das Opfer eine Frau. Kinder, wenn sie vorhanden sind, sind in der Regel ebenfalls betroffen und leiden mit. Es handelt sich hierbei nicht um Zahlen aus dem Fernen Osten, wie gern mal vermutet wird: Laut der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes ist in Deutschland jede vierte (!) Frau Opfer häuslicher Gewalt. Statistiken aus dem Bund zeigen außerdem, dass sogar jede dritte Frau hierzulande mindestens einmal in ihrem Leben physische und/oder sexualisierte Gewalt erlebt. Und jede vierte Frau erfährt mindestens einmal Gewalt oder sexuellen Missbrauch durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Und das sind Zahlen aus 2021. Dazu gibt’s nicht viel zu sagen. Außer, dass sich dringend etwas ändern muss.

Sexismus, Frauenhandel, Bildungslücken und mehr


Nicht nur körperliche Gewalt spielt ein Rolle, auch Sexismus im Alltag ist lange Teil der Debatte. Veraltete Ansichten und Vorurteile sorgen mitunter dafür, dass Frauen auch heute „nur“ als Hausfrau oder Mutter angesehen werden. Und wir für jeden Erfolg und jede Anerkennung härter kämpfen müssen. Dabei ist es teils so, dass Frauen bis zu 20 % weniger Gehalt bekommen als Männer in derselben Position. Dass Werbung auch heute immer noch versucht, mit offensichtlich sexistischen Motiven Aufmerksamkeit zu generieren, ist nicht zeitgemäß – und war es nie. Auch heute noch prangen auf Billboard-Tafeln und in Fernsehspots Frauen nicht als Frauen, sondern oftmals als Objekte. 

Dieser Punkt mündet in ein noch größeres Problem, das vieles überschattet: Frauenhandel. Unvorstellbar, dass hierbei Frauen als Ware angesehen und verkauft werden. Auch dieser Missstand ist gar nicht mal so weit weg, er findet ebenfalls gleich um die Ecke, zum Beispiel in Osteuropa, statt: In der Hoffnung auf ein besseres Leben lassen sich die Frauen dort oftmals wissend oder auch unwissend auf schmutzige Geschäfte ein. Häufig werden sie nach Holland oder Deutschland oder in andere europäische Länder verschleppt, wo sie benutzt und ausgenutzt werden, sich prostituieren müssen und keinerlei Rechte am eigenen Leben haben. Nicht selten erleben sie hier ein noch schlimmeres Leben als in ihrer Heimat, geprägt von Missbrauch und Gewalt und der Unmöglichkeit, aus der Situation wieder herauszukommen. Terre des Femmes bezeichnet den Frauenhandel als moderne Form der Sklaverei. 

Abgesehen von diesen Punkten ist die Liste rund um Missachtung und Unterdrückung des weiblichen Geschlechts weltweit ellenlang. Von traditionellen Problemen wie der Verstümmelung weiblicher Genitalien, getarnt als Beschneidung, Zwangsheirat bis hin zu Femiziden, auch Ehrenmorde genannt. Immer wieder auch das Thema der Benachteiligung von Mädchen: Sie erfahren in weiten Teilen des Globus weniger Bildung als Jungen. Fast 65 % aller Analphabet*innen sind weiblich. Warum Bildung so wichtig ist? Nicht nur, um ein finanziell beständiges Leben zu führen, sondern als Schutz vor Ausbeutung oder Unterdrückung. Gebildete Frauen heiraten statistisch gesehen später, haben weniger und gesündere Kinder und sind generell besser aufgeklärt. Ein Recht auf Aufklärung haben wir alle. 

We’re still fighting

Für Frauen heute gibt es also noch viele Gründe, um auf die Straße zu gehen und weiterzukämpfen. Auch wenn in Deutschland und ähnlich weit entwickelten, meist westlichen Ländern schon viele Erfolge gefeiert werden durften, sind Benachteiligung und Ungerechtigkeit alltägliche Themen von uns: Gerade im Berufsleben bekommen wir das zu spüren; Frauenrechtler*innen setzen sich mit viel Elan für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz ein. Ob es um die homogene Geschlechter-Aufteilung im Team geht oder den heiß diskutierten Gender Pay Gap. Um die wenigen Frauen in Führungspositionen und die männlich gelesenen Berufe, in denen das weibliche Geschlecht auch Platz finden kann und sollte. Außerdem: Was wir uns hier erkämpfen, ebnet mit Glück und Durchsetzungskraft wiederum den Weg für andere Länder auf dieser Welt, in denen Frauenrechte noch in den Kinderschuhen stecken.
Der Internationale Kampftag der Frauen ist also auch ein Gedenktag, an dem die bisherigen Meilensteine gefeiert werden und an sie angeknüpft wird. Es ist ein Tag von und für uns alle. Auch die Männer. Wir wollen ihnen nicht „den Rang ablaufen“ oder uns ein Monopol errichten. Wir wünschen uns nur dieselben Rechte, wollen gleich sein und gleich gesehen werden. Gemeinsam in eine Zukunft gehen, die für uns alle Platz hat. Das ist nicht zu viel verlangt, oder?

merkenschoenberg team

 

Bilder: Franzi Stegemann, Unsplash