Pride Month: Wie bilde ich als Unternehmen Allianzen & solidarisiere mich
Marketing? Nach innen muss es stimmen.
Der Pride Month ist irgendwie zum Monat der schlechten Marketingaktionen geworden. Überall leuchten Logos in Regenbogenfarben mit neuem Slogan. Regenbogenfarben finden wir bei merkenschoenberg super. Noch besser finden wir aber echte Toleranz und Solidarität. Und weil wir so viele Brands und Unternehmen sehen, die es irgendwie nicht so gut hinkriegen, das zu äußern, haben wir uns gedacht, fragen kostet ja nix.
Es ist Juni und damit Pride Month. Wir sind „spät dran“, denkt ihr euch jetzt? Nun ja, die Themen Pride, LGBTQ+, Intersektionalität, Antirassismus, Feminismus und Antisexismus sind bei uns ehrlicherweise 365 Tage im Jahr auf dem Tisch. Deswegen sind wir im Pride Month eigentlich eher ruhig. Wir halten nicht so viel davon, das Firmenlogo in Regenbogenfarben zu tauchen, nur um nach außen zu zeigen: Hey, wir sind tolerant und inklusiv. Innen muss es stimmen. Wir sind auch keine Fans davon, Mitarbeiter*innen die sich zur LGBTQ+-Szene zählen in den Fokus zu zerren, um zu sagen, ey, gibt es bei uns auch.
Aber eins hat uns umgetrieben: Wie positioniert man sich richtig als Firma, als Unternehmen, als Agentur zu dem Thema – ohne das es oberflächlich ist und wie solidarisiert man sich? Wir wollen Allianz sein und das auch zeigen. Aber eben niemandes Safe Space verletzen oder unsensibel sein. Also haben wir uns eine Person gesucht, die sich gut auskennt mit dem Thema, sicherlich noch besser als wir, und die eine Meinung hat – und sich nicht scheut diese zu äußern.
Sarah Schneider (she/her) studiert Bildungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung. Die 20-jährige ist außerdem Moderatorin und Redaktionsassistenz bei „Auf Klo“ einem queer-feministischem Aufklärungsformat von funk. Auch in ihrem Privatleben steht sie für ihre Themen ein und engagiert sich aktivistisch, viele der Themen finden außerdem auf ihren Social-Media-Kanälen statt.
Let’s talk to someone who knows…
ms: Wir waren auf der Suche nach einer Person, die uns mehr zum Thema LGBTQ+ und der Solidarisierung damit erzählen kann, wieso sind wir bei dir gelandet?
Sarah: Ich habe mich schon immer privat für diese Themen interessiert, demnach auch mein Studienfach gewählt. Bei „Auf Klo“ ich nun seit einem Jahr dabei und freue mich, solch wichtige Themen nun noch mehr in den Mittelpunkt rücken zu können.
ms: Wir als Agentur machen uns generell für Themen wie Antirassismus, Antisexismus, Toleranz und Gleichberechtigung stark. Nun ist Pride Month und wir sehen wieder etliche Logos, die in Regenbogenfarben leuchten. Wir fragen uns: Wie solidarisiert man sich richtig?
Sarah: Das Allerwichtigste ist ein Umdenken nach innen. Also nicht das Flagge zeigen nach außen, sondern dass diese Themen auch hinter den Kulissen stattfinden. Der Begriff Diversität oder diversity ist Mainstream geworden; jede*r bezeichnet sich so, ohne darüber nachzudenken, was das eigentlich bedeutet. So ein Versprechen darf nicht kurzfristig sein, sondern muss gehalten werden: Man muss das ganze Jahr über Unterstützer*in sein – und damit auch Institutionen unterstützen, die sich stark machen. Das kann man mit Arbeitskraft, aber eben auch oder gerade finanziell tun.
ms:Okay, das ist ja generell ein wichtiges Thema: Divers und tolerant innerhalb der eigenen Strukturen sein, umdenken, neu denken.
Sarah: Genau. Und Werte sind in jedem Lebensbereich wichtig, nicht nur im Job oder nur im Privaten. Der erste Schritt ist, solche Werte über die Wirtschaftlichkeit zu stellen – und da fängt die Schwierigkeit an: Im Kapitalismus ist das natürlich nicht mal einfach so zu tun. Da gehört viel zu. Auch im Privaten ist das total schwer – man steht immer wieder vor der Herausforderung, Kompromisse machen zu müssen.
Das heißt als Unternehmen ist es erstmal wichtig zu sagen, wir nehmen uns Zeit und schaffen Platz dafür. Und wir wechseln auch mal die Perspektive: Nehmen die von Betroffenen ein und bieten eine Bühne.
ms: Okay. Guter Punkt.
Sarah: Das können Workshops zum Thema Gendersprache oder zu anderen Antidiskriminierungsthemen sein. Es geht auch darum einen Safe Space zu schaffen. Regel ist erstmal: Man engagiert sich in so einem Bereich ja nicht, um es nach außen zu tragen. Also muss man sich erstmal immer fragen: Mache ich das für mich oder eben für die andere Partei. Und es ist auch nicht ganz unwichtig zu schauen: Beschäftigt sich jemand überhaupt mit dem Thema und wie? Sowas geschieht nicht immer aus einer Diskriminierung heraus, sondern auch, weil ein Mensch das Thema für wichtig erachtet und auf die Agenda setzt.
ms: Also fahren wir vielleicht sogar ganz gut damit, das nicht zwangsläufig nach außen zu strahlen?
Sarah: Transparenz ist wichtig. Und Aufmerksamkeit schaffen. Aber etwas nur zu tun, damit man selbst Aufmerksamkeit bekommt, ist meiner Ansicht nach nicht der richtige Weg. Hier gilt klar die Devise: Actions speak louder than words.
Eine Allianz bildet auch, wer sich gegen queerfeindliche Äußerungen stark macht, ihr/sein Umfeld korrigiert oder für Toleranz einsteht und aufklärt.
Sarah findet ihr auch auf Instagram – genauer: HIER. Und Auf Klo natürlich auch.
Organisationen, die unterstützenswert sind, gibt es etliche. Auf Nachfrage hat uns Sarah Queers against borders genannt. Maybe you wanna check out – and support.
Bilder: privat, Steve Johnson via Unsplash
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